Idee und Konzeption: Matthias Bernsmann und Prof. Ursula Schmidt-Laukamp
Kinder erleben Übergänge im Leben oft sehr intensiv, da sie in der Regel erst wenig Erfahrung mit dem Umgang von Veränderungsprozessen sammeln konnten. Gerade im Kontext bildungsbezogener Übergänge erleben Kinder häufig neue emotionale, soziale und kognitive Anforderungen.
Der Wechsel in eine weiterführende Schule ist im Leben von Schüler:innen ein großer und bedeutsamer Schritt, sind mit ihm doch oft neue, manchmal hohe Erwartungen verbunden und sind diese doch häufig begleitet von Angst und Enttäuschung.
Da Brüche und Brücken in der Bildungsbiografie bzw. kontinuierliche Bildungsprozesse über strukturelle Stufen hinweg nun einmal existieren, sollten Schüler:innen gerade in Umbruchsituationen eine bestmögliche Unterstützung erfahren.
Marion Gutzmann nennt in ihrem Artikel „Übergänge und ihre Bedeutung für die (Zusammen)arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen“ (2018) folgende Bedingungen, die zum Gelingen eines schulbedingten Übergangs beitragen:
- „Angebote zur Übergangsgestaltung […]
- Kooperation der professionellen Akteure beider Institutionen [gemeint sind Grund- und weiterführende Schule, Anmerkung Schmidt-Laukamp] bezüglich einer anschlussfähigen Förderung der Bildungsprozesse der Kinder
- Einbezug der Eltern in die Übergangsgestaltung
- wertschätzendes Klima in den Bildungseinrichtungen.“
An vielen Grundschulen in NRW gibt es ein umfangreiches musikalisches Angebot, angefangen vom Landesprojekt JeKits bis hin zu individuellen Angeboten von freien Trägern, in dem bei Schüler:innen das Interesse an musikalischen Aktivitäten geweckt werden kann bzw. worüber nicht wenige Kinder durch eine qualifizierte Musikschularbeit ein beachtliches musikalisches Können aufbauen. Diese im Grundschulbereich erworbene Expertise zu erhalten und darüber hinaus auszubauen und zu verstärken, steht im Fokus des Bausteins Von JeKits zu EMSA.
Bedeutung des Bausteins für die jeweiligen Zielgruppen
Bedeutung für Schüler:innen
Für die im Zentrum des Bausteins stehenden Schüler:innen (und ihren Eltern) eröffnet sich eine musik- bzw. instrumental- und gesangspädagogische Perspektive über die Grundschulzeit hinaus.
Die in der Grundschule – durch Lehrkräfte der Musikschule – erworbenen hör- und sichtbar gewordenen Kompetenzen können in bestimmten Unterrichtsformaten der weiterführenden Schule sowohl im schulischen als auch im AG-Bereich gewinnbringend eingesetzt und erweitert werden (siehe Anschlussangebote im internen Bereich der Homepage). Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, den ggf. in der Grundschule begonnenen Instrumental- bzw. Vokalunterricht entweder im schulischen Alltag (z.B. im Drehtürmodell) oder außerschulisch (am Nachmittag in der Musikschule) unkompliziert in (ggf. auch in den Räumlichkeiten) der weiterführenden Schule fortzusetzen.
An dieser Stelle zeigt sich der besondere Synergieeffekt, der Mehrwert einer gelingenden und lebendigen Kooperation – weit über Systemgrenzen hinweg -, in der Angebote und Bedingungen selbstverständlich sind, um interessierte Schüler:innen einer EMSA-(Musik)Schule in den kulturellen Bildungsprozess einzubeziehen bzw. potenziell alle teilhaben zu lassen.
Bedeutung für die Musikschule
Die EMSA-Musikschulen können somit nahtlos ein sowohl fachliches als auch strukturell weiterführendes Angebot für die weiterführende Schule gestalten. Darüber hinaus ersparen sich Eltern und Musikschule nach Beendigung der JeKits-Zeit ein aufwändiges Ab- und Anmeldeverfahren – die Jugendlichen bleiben bei Schulübertritt Schüler:innen der Musikschule. Das bedeutet, Schüler:innen profitieren ohne Zeitverlust vom umfangreichen Angebot der Musikschule – die Musikschulen dagegen erhalten sich auf diese Weise die von ihnen ausgebildeten jungen Musiker:innen.
Bedeutung für die weiterführende Schule
Weiterführende EMSA-Schulen ermöglichen sich durch ein gezieltes Anschlussangebot in der Klasse 5 den Aufbau eines attraktiven musikalischen Profils. Sie sprechen einerseits Kinder mit musikalischen JeKits-Vorerfahrungen an und können andererseits interessierten Schüler:innen und Eltern, die bisher mehr oder weniger (musik)schulische Erfahrungen sammeln konnten, ein zukunftsorientiertes Angebot machen. Perspektivisch wird somit in der Unterstufe der weiterführenden Schule die Grundlage für den Aufbau von Ensembles, Bands, Orchestern, Chören in der Mittel- und Oberstufe gelegt.
Der Baustein
Entstanden ist der Baustein Von JeKits zu EMSA durch eine Initiative der Städtischen (EMSA)Musikschule Hamm. Matthias Bernsmann, JeKits-Koordinator und Lehrkraft der Musikschule, entwickelte 2023 einen Piloten, der im Schuljahr 24/25 erprobt wurde. Ausgehend von dieser Pilotphase wurde in EMSA ein Basismodell entwickelt, welches sich, nach „EMSAPrinzip“, standortspezifisch und ressourcengerecht anpassen und weiterentwickeln lässt.
Im internen Bereich der EMSA-Homepage besteht für EMSA-Musikkoordinator:innen die Möglichkeit, dieses Basismodell kennenzulernen. Ebenso finden sich dort Einblicke in die Weiterentwicklung des Bausteins an der Musikschule Hamm sowie weitere Ansätze am anderen EMSA-Standorten.
Literatur
Marion Gutzmann (2018): Übergänge und ihre Bedeutung für die (Zusammen)Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen. Frankfurt am Main: Grundschulverband
1. Zitat: (2018, 125)
2. Zitat: (Ebd., 126)